Im Haushalt scheiden sich oft die Geister, nicht aber der Abfall...
Alles redet seit Jahren von Mülltrennung, von der Notwendigkeit, nun "endlich mal" dafür Sorge zu tragen, daß die wiederverwertbaren Anteile unseres Wohlstandsmülls nicht vermengt der Müllabfuhr übergeben werden. Mancherorts geht man sogar schon behördlicherseits wesentlich weiter und läßt den Ankündigungen Taten folgen: Sogar Politiker und Verwaltungsspitzen haben hier erkannt, daß es nicht ohne Getrenntabfuhr der Wertstoffe geht. Also: Mehrere Mülltonnen müssen her! Aber im Haushalt...?
"Da steh' ich nun ich armer Thor, und hab den Müll gleich wie Zuvor!", mag mancher umweltbewußte Zeitgenosse denken, in leichter Abwandlung eines Zitates. Tatsächlich fragt er sich jedoch, wie er am sinnvollsten Wertstoffe im täglichen Abfallwust voreinander trennen kann. Und wo hinein mit den Abfällen?
Zunächst einmal ist auch hier wieder das Verbraucherverhalten heranzuziehen. Denn überall zieht sich die Frage nach dem Bewußtsein und Kenntnisstand der Verbraucher wie ein roter Faden durch die Müllproblematik. Bereits beim Einkauf muß die Frage beachtet werden: Kann ich dieses Produkt kaufen, weil seine Verpackung wiederverwertbar ist? Ganz wichtig bei dieser Entscheidung im Laden oder auf dem Markt, von vornherein Produkte auszusondern, deren Verpackungen einer besonders problematischen Gattung angehört: die sogenannten Verbundmaterialien. Sie sind zum Beispiel bei vielen Lebensmittelverpackungen immer noch die Regel. Vor allem auf dem Getränkesektor sind sie sehr stark vertreten. Mit der Saftwelle schwappte Ende der 70er Jahre auch die Welle der Verbundverpackungen zu uns herüber - direkt in die Mülltonnen. Denn diese Verpackungen sind so gut wie nicht wiederverwertungsfähig. In den Meisten Fällen handelt es sich um ein Konglomerat verschiedener Stoffe, Pappe - die oft noch beschichtet ist -, Aluminium und Kunststoff. Und alles ist, wie der Name schon sagt, direkt miteinander verbunden. Sehr viele dieser Verpackungen, vor allem Getränkebehälter, werden von Verbrauchern achtlos in die Altpapiercontainer geworfen. Das hat böse Folgen: Das Altpapier wird nicht nur durch auslaufende Saftreste verunreinigt und rutscht in eine minderwertigere Qualitätsstufe; nein, viel schlimmer: Alle Fremdmaterialien, zu denen auch diese Verpackungen gehören, müssen in mühsamer Arbeit aus dem Altpapier aussortiert werden - ein großer, ärgerlicher, unnötiger Aufwand!
Bei sehr hohem Verunreinigungsgrad wird auch heute noch so manche Fuhre Altpapier lieber auf die Mülldeponie gefahren, anstatt sie mit großem personellem und damit finanziellem Aufwand "durchsuchen" zu lassen. Hier kann also der Wiederverwertung großer Schaden zugefügt werden!
Verbundmaterialien sind das größte Übel der Lebensmittelverpackungen, wenn man vielleicht einmal vom extrem umweltschädlichen PVC absieht.
Doch nicht nur Verbundmaterialien und einige andere Verpackungs-"Problemkinder", die wir zwingend vermeiden sollten (z.B. PVC-Verpackungen) fallen im Haushalt an, sondern noch reichlich andere Abfälle.
Wegen der Gefahren, die Giftstoffe auf den Mülldeponien bergen und weil die Deponieflächen fast überall ihre Kapazitätsgrenzen erreichen, setzt man mittlerweile auf die Methode der Klärschlamm- und Müllverbrennungsanlagen, die sogenannte thermische Verwertung. Abgesehen davon, daß bei dieser Methode wertvolle Rohstoffe verloren gehen, bestehen zu Recht die Sorgen der Bürger und Kritiker wegen der bei der Verbrennung entstehenden Schadstoffe (z.B. Seveso-Dioxin, SO2, CO2, NOX, Schwermetalle etc.), die sich in der Luft, im Boden und im Wasser anreichern. Selbst bei der Verbrennung von Abfällen ist das Problem nicht gelöst, da auch Schlacke, Asche, Filterstäube und Gase entstehen. Es bleiben rund 40 % als feste Verbrennungsrückstände übrig, die ebenfalls mit Giftstoffen belastet sind.
Natürlich ist es für einen Laien schwierig, sich in Sachen Abfall, Problemabfall, Haushalts- und Reinigungsmitteln umweltbewußt zu verhalten. Deshalb soll das "ABC des Ökologischen Handelns" eine umfassende Hilfestellung sein.
Last but not least:
Der Erfolg einer wirksamen Abfallvermeidung und -verminderung im Haushalt hängt wesentlich von einem neuen, veränderten Bewußtsein vieler Konsumenten, aber auch von den Herstellern ab. Notwendig ist allerdings auch eine Bereitschaft zu einem nachfolgenden sachgerechten Verhalten. Lassen Sie sich nicht entmutigen. Gehen Sie davon aus, daß wir alle erst in kleinen Schritten umweltgerechtes Verhalten trainieren müssen und oft Rückschläge erleiden.
Viele Zentimeter ergeben auch eine Meile vorwärts. Es gilt, ihn zu heben - den Schatz in der Mülltonne!
R. Knipper | Köln am Rhein, im Herbst/Winter '90 |